Udo Baer, renommierter Experte in Sachen Kinder-Therapie und
Pädagogik, gibt Hinweise wie zu Corona-Zeiten mit Kinderängsten umgegangen
werden kann.
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c ambermb_Pixabay |
Vielen Erwachsenen machen die Corona-Folgen Angst. Zurecht.
Kinder spüren das, und sie bekommen die Ängste der Erwachsenen mit. Sie sehen
teilweise Nachrichten im Fernsehen, merken, dass Kindergarten und Schule
geschlossen sind, und spüren die gesamte angespannte Atmosphäre. Deswegen hier
einige Hinweise, wie mit Kinderängsten in Corona-Zeiten umgegangen werden
sollte:
Reden und Erklären
Reden Sie mit Ihren Kindern und erklären Sie ihnen, was los
ist. Möglichst altersgerecht, möglichst bildhaft. Manchmal wird gesagt, man
solle mit Kindern nicht darüber reden, damit man ihnen nicht Angst macht. Doch
Kinder spüren die Ängste. Wenn darüber nicht geredet wird und wenn nicht
erklärt wird, dann werden die Ängste dauerhaft und können sich in den
Kinderseelen langfristig einnisten.
Angst teilen und Halt geben
Reden allein hilft nicht. Der emotionale Austausch ist
entscheidend. Sagen Sie den Kindern, auch wenn Sie selbst verunsichert sind,
dass alle nicht genau wissen, was wird. Doch erklären Sie gleichzeitig all das,
was man tun kann. Alles, was man weiß, gibt Klarheit. Alles, was die Fachleute
empfehlen, befolgen Sie und das schützt. Geben Sie Halt UND reden Sie über
Ängste. Beides. Halt geben Sie, indem Sie da sind, indem Sie die Kinder ernst
nehmen und indem Sie ihnen sagen und zeigen: „Ich passe auf dich auf! Und ich
passe auf mich auf, auf uns alle!“
Ernst nehmen und keine Floskeln
Gebrauchen Sie gegenüber den Kindern keine Floskeln. Wenn
Sie es ernst meinen, dann können Sie sagen: „Alles wird gut!“ Wenn Sie nicht
wissen, ob alles gut wird, dann sagen Sie es nicht. Kinder können auch
Unsicherheiten vertragen. Kinder durchschauen Floskeln. Vielleicht nicht beim
ersten Mal, wenn sie sie hören, aber auf Dauer. Wenn Sie auf die Fragen der
Kinder und deren Gefühle eingehen, dann nehmen Sie sie ernst. Das stärkt und
das gibt Sicherheit.
Angst um Oma und Opa
Viele Kinder haben Angst um ihre Großeltern, die sie
meistens lieben. Manche zeigen das, manche nicht. Sprechen Sie die Ängste an
und erklären Sie den Kindern, dass das Virus vor allem für ältere Menschen
gefährlich ist, und dass wir deswegen Oma und Opa schützen müssen, damit sie
gesund bleiben. Deswegen dürfen sie nicht zu Besuch kommen. Deswegen dürfen die
Kinder gerade nicht mit Oma und Opa spielen. Zeigen Sie, dass Sie das auch
bedauern, dass Sie auch die Großeltern vermissen und dass es jetzt aber ein
Zeichen der Liebe ist, für eine Weile den persönlichen Kontakt zu meiden.
Bitten Sie die Kinder, ein Bild für die Großeltern zu malen oder mit ihnen zu telefonieren,
zu skypen oder was auch immer für Kontaktmöglichkeiten da sind, wenn die Kinder
das möchten.
Kleine Kinder
Viele Erwachsene denken, dass kleine Kinder nichts oder
zumindest nicht so viel mitbekommen. Das Gegenteil ist der Fall. Kinder spüren
viel mehr, als wir Erwachsene denken. Kinder sind empfindsam für Atmosphären,
für das Ungesagte und das Verschwiegene. Wenn Erwachsene Kindern gegenüber
etwas verschweigen, um sie vielleicht zu schonen, werden die Kinder umso
aufmerksamer und richten ihre ganze Aufmerksamkeit genau auf diese
unausgesprochenen Themen. Sprechen Sie deshalb auch mit kleinen Kindern und
erklären Sie, was ist. Eine Mutter malt ihrem dreijährigen Kind zum Beispiel
morgens immer ein Antivirusmonster auf die Hand und gemeinsam schauen beide
begeistert darauf, dass es am Abend verblasst ist, wenn das Kind sich oft genug
die Hände gewaschen hat.
Ältere Kinder
Ältere Kinder informieren sich oft im Netz. Dort wird viel
Gutes, aber auch viel Unsinn verbreitet. Reden Sie mit den Kindern darüber.
Zeigen Sie den Kindern brauchbare, informative Seiten und erklären Sie ihnen,
dass nicht alles, was im Internet steht, auch richtig sein muss.
Knuddeln und Kissenschlachten
Kinder müssen wie wir Erwachsene Distanz halten, soziale
Distanz, wenn sie auf der Straße sind. Der Kindergarten ist zu, die Schule ist
zu. Nach außen hin ist Abstand gefordert. Doch nach innen im familiären Kreis
braucht es umso mehr Nähe, auch körperliche. Also knuddeln Sie die Kinder,
machen Sie Kitzel-Wettkämpfe oder gönnen Sie sich und den Kindern
Kissenschlachten. Nutzen Sie alle Möglichkeiten, was die Kinder und Sie selbst
gerne an nahen Kontakten und Begegnungen leben und ausprobieren wollen.
Symbole nutzen
Gestalten Sie mit den Kindern gemeinsam Symbole, die für die
Themen in Zeiten von Corona wichtig sind. Malen Sie ein Monster, das Viren
frisst. Bemalen Sie einen Schutzstein oder gestalten Sie aus Stoff einen
Schutzengel, der die Kinder und die Menschen, die die Kinder lieben, schützt.
Hören oder spielen Sie eine Musik, die Mut macht und Grüße an andere schickt –
was auch immer – nutzen Sie die Möglichkeiten, aktiv Symbole zu schaffen, die
stärken und Mut machen.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen einer Kooperation mit DIXI Traubenzucker zur Verfügung gestellt. Wir danken herzlich!
Einfühlsam und klar gibt Udo Baer Eltern den Fingerzeig, Kindern zu vertrauen und ihren Hinweisen zu folgen.